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Das Legionslager
Pseudo-Hyginus, Lagerbefestigungen, 56–57
Wo
soll ein Lager errichtet werden?
Zwei Lagerbeschreibungen aus der Antike sind bekannt; die eine von
Polybios (VI, 27–32), in welcher der Autor ein Marschlager des
2. Jh. v.Chr. beschreibt, und eine zweite eines unbekannten Autors,
welche sich in einer der Schriften der Landvermesser gefunden hat.
Deshalb wird der Autor, der möglicherweise zur Zeit Trajans schrieb,
Pseudo-Hygin genannt.
Pseudo-Hyginus, Lagerbefestigungen, 56–57 :
"Was nun die Wahl des Bodens betrifft bei der Vornahme der Vermessung,
so nehmen die erste Stelle diejenigen Lager ein, welche sich aus der
Ebene allmählich erheben, bei welcher Lage die porta decumana
an höchster Stelle angelegt wird, so dass das Lager die Gegend
beherrscht. Die porta praetoria muss immer gegen den Feind gerichtet
sein. Die zweite Stelle haben die in der Ebene errichtet werden, die
dritte, welche auf einem Hügel, die vierte, welche auf einem
Berge, die fünfte, welche in einer Zwangslage, weshalb die auch
Zwangslager genannt werden.
Vor allem wird man darauf achten müssen, dass der Raum für
eine Strasse an den Seiten des Lagers vorhanden sei. Übrigens
wird man bei jeder Lageranlage an irgend einer Seite einen Fluss oder
einen natürlichen Brunnen haben müssen. Ungünstige
Örtlichkeiten, welche von den früheren Autoren novercae
genannt werden, müssen auf jede Weise vermieden werden; dass
nicht ein Berg das Lager überrage, auf welchen der Feind einen
Überfall ausführen oder erspähen könne, was im
Lager sich ereignet, dass nicht in der Nähe ein Wald sei, welcher
den Feind verbergen kann, noch Graben oder Thäler, in welchen
die Feinde sich heimlich an das Lager heranschleichen können;
dass nicht durch das plötzliche Anschwellen eines benachbarten
Giessbaches das Lager überschwemmt werde und zu Grunde gehe."
Bibliographie : A. von Domaszewski : Hypini Gromatici
liber des munitionibus castrorum, Leipzig 1887 (wir benutzten die
Übersetzung von A. von Domaszewski und modernisierten sie fallweise,
RFS) ; M. Lenoir, Pseudo-Hygin, Des fortifications du camp, Paris,
Les Belles Lettres, Paris 1979.