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Nachzug von Frauen und Kindern
Die Kaiser und ihre Familien : Erläuterungen zu Text Nr. 3
Während in der Spätrepublik die Ehefrauen der Senatoren,
die Aufgaben in den Provinzen übernahmen, eher in Rom und in
Italien blieben, um hier die politischen und finanziellen Interessen
ihrer Männer wahrzunehmen, änderte sich dies in den Bürgerkriegen
und dann vor allem seit Augustus. Bereits Livia, die Ehefrau
des Augustus, war, wie dies der jüngere Drusus in seiner Rede
im Senat sagte, auf vielen Reisen des Augustus dabei, wenn sie auch
wohl Augustus nicht auf Feldzügen, sondern eher auf diplomatischen
Reisen begleitete, so etwa auf der 22–19 v.Chr. dauernden Reise
in den griechischen Osten. Die Quellen sind hier nur indirekt und
manches ist hypothetisch, da die antiken Historiker die Ehefrau des
Princeps grundsätzlich nicht nennen (so Cass. Dio 54, 6–9;
dass Livia mit dabei war, ist nur aus dem Bankett zu erschliessen,
das Augustus in Sparta in Erinnerung an die Hilfe für Livia während
des Bürgerkrieges gab). Augustus und Livia wurden im Osten als
Herrscherpaar verehrt und die Ehrenmonumente für Livia wie auch
lokale Münzprägungen mit dem Bild der Livia sind zahlreich.
Der Aufenthalt der Agrippina Maior (der Älteren), der
Ehefrau des Germanicus, des gefeierten jungen Generals, Neffen des
Tiberius, ist besser bezeugt. Germanicus nahm seine Frau sowie den
zweijährigen Sohn Caius (den späteren Kaiser Caligula) 13
bis 17 n.Chr. nach Germanien mit. Wie bereits erwähnt wurde,
erhielt Caligula damals seinen Übernamen (finden Sie die Stelle
noch ?). Die Tochter Agrippina (die Jüngere, welche später
den Kaiser Claudius heiratete und die Mutter Neros war) wurde in Germanien,
in Köln geboren, und Kaiser Claudius beförderte 50 n.Chr.
die Siedlung auf Bitten der Agrippina zur colonia Claudia Ara Agrippinensium.
Die Szene, die Tacitus schildert, zeigt die schwierige Situation anlässlich
der Meuterei des Heeres nach dem Tode des Augustus, als die Soldaten
Germanicus zum princeps erheben wollten.
Agrippina die Ältere war ebenfalls anwesend, als Germanicus
als Oberbefehlshaber der Streitkräfte des Ostens am 10. Okt.
19 n.Chr. bei Antiochia in Syrien starb (Tac. Ann. II, 69–72).
Nachdem Agrippina und die Legaten das Leichenbegängnis von Germanicus
geleitet hatten, trat Agrippina darauf mit ihren Kindern die Reise
nach Rom an und brachte die Asche des Germanicus nach Rom. In Syrien
vermutete man, dass Germanicus von Cn. Calpurnius Piso, der von Tiberius
dem Germanicus als Statthalter von Syrien 17–19 beigegeben worden
war, vergiftet worden, sei; denn die beiden Imperiumträger, der
junge Germanicus und der ältere Piso, von Tiberius als "Aufpasser"
geschickt, gerieten in Streit. Auch Piso ging nicht allein nach Syrien,
sondern wurde von Munatia Plancina begleitet, die man ebenfalls
des Giftmordes beschuldigte. Piso wurde 20 n.Chr. angklagt, entzog
sich aber dem Urteil durch Selbstmord, während Plancina auf Bitten
der Livia freigesprochen wurde. Der in Spanien gefundene, auf einer
Bronzetafel aufgeschriebene Senatsbeschluss über Cn. Piso, das
sogenannte Senatus consultum de Cn. Pisone patre, beleuchtet
eingehend die tragischen Ereignisse von 19 und 20 n.Chr.
Im 2. Jh. begleiteten die Kaiserfrauen ihre Männer ebenfalls
in die Provinzen; erwähnt sei nur Plotina, die Ehefrau
des Trajan. Sie war anwesend, als Trajan im Partherkrieg (113–117),
schon auf dem Heimweg nach Rom, in Selinus (Kilikien) am 7. Aug. 117
starb; sie unterstützte die Regierungsübergabe an Hadrian,
indem sie die testamentarische Adoption Hadrians mit einem Brief an
den Senat bestätigte, worauf sie und Matidia, die Grossnichte
Trajans, die Aschenurne nach Rom zurückbrachten.