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Der Sieg
Die flavischen Kaiser
Vespasian (69–79) sowie seine beiden Söhne Titus (79–81)
und Domitian (81–96) waren die Kaiser der flavischen Dynastie.
Vespasian, aus einer Familie in Mittelitalien stammend, schlug eine
senatorische Laufbahn ein. Er erhielt 66 das Kommando zur Niederschlagung
des jüdischen Aufstandes. Als einer der Generäle mit einer
beträchtlichen Streitmacht beobachtete er im Jahre 68 zuerst
vom Orient aus die Ereignisse des Vierkaiserjahres. Nach Absprachen
mit den wichtigsten Machtträgen im Osten, dem Statthalter von
Syrien und dem Präfekten von Ägypten wurde er am 1. Juli
69 in Alexandrien von den Truppen zum Kaiser ausgerufen. Er wurde
rasch anerkannt, der Senat erhob ihn am 21. Dezember zum Kaiser. Im
Oktober 70 zog er in Rom ein. Unterdessen führte sein Sohn Titus
den jüdischen Krieg zu Ende. Vespasian bemühte sich, seine
Stellung zu legitimieren, auch rechtlich in korrekter Form (erhalten
ist die Lex de imperio Vespasiani, das Bestallungsgesetz dieses Kaisers).
Er erneuerte den Senat, der viele Verluste erlitten hatte, mit seinen
Parteigängern; er versuchte in vielerei Hinsicht, das Reich zu
konsolidieren : so verbesserte er, der sehr sparsam war, die Finanzen;
er reorganisierte insbesondere das am Rhein stationierte Heer, das
am Bürgerkrieg teilgenommen hatte; Spanien erhielt durch Vespasian
das ius Latii, die Vorstufe des römischen Bürgerrechtes;
auch erweiterte er die Grenzen des Reiches und kürzte zu lange
Verbindungswege ab (Eroberung des Schwarzwaldes). Aus der Beute des
jüdischen Krieges liess er den Friedenstempel (templum Pacis)
und das Kolosseum erbauen.
Sein Sohn Titus, der bereits zu Lebzeiten seines Vaters viele Aufgaben
und Befugnisse übernommen hatte (er war häufig zusammen
mit seinem Vater Konsul ; er erhielt 71 die tribunicia potestas
und ein imperium ; er war 73/74 mit Vespasian Zensor), folgte
ihm nach. Er war äusserst beliebt, starb jedoch überraschend
nach zwei Jahren.
Der jüngere Bruder Domitian war offenbar weniger umgänglich,
da er zu Lebzeiten des Vaters im Schatten seines Bruders Titus stand.
Er folgte Titus nach, die Prätorianer akklamierten ihm als erste.
Es ist nicht leicht, ein einigermassen realistisches Bild seiner Regierungszeit
zu gewinnen, da er später als der Protoptyp des Tyrannen galt,
ein Bild, das die grössten damaligen Schriftsteller, Tacitus
und Plinius der Jüngere, verbreiteten. Sein Verhältnis zum
Senat war gespannt, es gab Verschwörungen gegen ihn (82 liess
er den Konsul T. Flavius Sabinus, seinen Cousin, hinrichten ; Ende
88 erhob sich Antonius Saturninus, der Statthalter von Obergermanien
; Ende 93 liess er Senatoren hinrichten oder aus Rom verbannen; 95
liess er wiederum einen Konsular und engen Verwandten töten;
96 gelang die Verschwörung, in welche auch seine Gattin verwickelt
war). Offenbar empörten sich viele Senatoren über seinen
Anspruch, als Herrscher, ja sogar (dies ist nicht gesichert) als Herrscher
und Gott verehrt zu werden. Seine Aussenpolitik war gekennzeichnet
durch die Kriege in Germanien (Chattenkrieg) und an der Donau, wo
Trajan seine Politik fortsetzte. Er verehrte besonders Minerva, führte
aber ansonsten eine traditionelle Religionspolitik.