Wir greifen nun
einen Teil des römischen Heeres heraus, nämlich die römische Legion
und den Legionär. Augustus reduzierte die Anzahl der Legionen zunächst
auf 26, die später auf 28 erhöht wurde. 9 n. Chr. verlor Varus in der
Schlacht im Teutoburger Wald (heute Kalkriese) drei Legionen, so dass der Bestand
schliesslich 25 Legionen betrug. Zur Gesamtübersicht über das Heer der
mittleren Kaiserzeit vgl. Tafel 1.5.
1. Der römische Legionär
Die vielen archäologischen Funde sowie die Reliefs erlauben die
Rekonstruktion der Uniform und der Bewaffung des römischen Legionärs:
© Vindonissa-Museum, Brugg (Photo M. Faessler)
Erläuterungen :
Der römische Legionär
war ein schwerbewaffneter, gut geschützter Infanterist. Er schützte
sich mit Helm (der Helm war mit einem Helmbusch verziert), Panzer (Brustpanzer
usw., je in verschiedenen Ausführungen), dazu mit einem Schild von
länglicher, gewölbter Form. Seine Angriffswaffen waren das halblange,
breitklingige Schwert (
gladius) für Hieb und Stich, der Wurfspeer
(
pilum), bestehend aus einem über 2 m langen Schaft aus Eichenholz
und einer Eisenspitze, die vorne gehärtet war. Der Angriff erfolgte
meist mit einer Pilensalve der vordersten Legionäre. Die Verteidigungswaffe
war der Dolch (
pugio), oft mit schön dekorierten Scheiden.
Er hing links am Gürtel (
cingulum), bei den Zenturionen rechts.
Der lederne, metallbeschlagene Gürtel (
cingulum) galt als
Kennzeichen des Soldaten. Die Kleidung bestand aus einem Unterhemd aus
Leinen (
tunica), über welchem eine kurzärmlige Tunica
wohl aus Wollstoff getragen wurde. Der Mantel, wohl ein Kapuzenmantel
aus einer Art Lodenstoff, vervollständigte die Kleidung. Die römischen
Soldaten trugen keine Stiefel, sondern besondere, geschnürte Ledersandalen
(
caligae). Kaiser Gaius (37 – 41 n.Chr.) hiess mit dem Übernamen
Caligula (Soldatenstiefelchen), da er sich als Kleinkind mit seinem Vater
Germanicus und seiner Mutter Agrippina der Älteren im Lager an der
Rheinfront aufhielt und dort Soldatenkleidung trug.
2. Die Gliederung einer römischen Legion
Vegetius, Abriss des Militärwesens, II, 6 :
"Man sollte nun wissen, dass in einer Legion zehn Kohorten sein
müssen. Aber die erste Kohorte übertrifft die übrigen
sowohl an Mannschaftsstärke wie an Bedeutung. Diese Kohorte nämlich
nimmt den Adler auf, der stets das vorzüglichste Zeichen im römischen
Heer ist und für die ganze Legion das Wahrzeichen ; diese verehrt
die Bildnisse der Kaiser, das heisst die der divinisierten (= diui)
und der noch lebenden. ; …. * ; sie ist das Haupt der Legion ;
bei ihr beginnt, wenn es zum Kampf kommt, die Aufstellung der ersten
Schlachtreihe. Die zweite Kohorte hat …* Fussoldaten, … *
Reiter … (usw.)."
(F.L. Müller : Vegetius. Abriss des Militärwesens,
lat. u. dt., Stuttgart, 1997).
Erläuterungen :
* Vegetius schrieb diesen
Text gegen Ende des 4. Jh. n. Chr. Zu seiner Zeit hatten sich die Bestände
der einzelnen Truppenteile gegenüber der hohen Kaiserzeit wesentlich
verändert. Deshalb sind hier die Zahlen des Vegetius weggelassen
worden. Die Zahlen können Sie der nachstehenden Graphik entnehmen.
Beachten Sie die Rolle der Feldzeichen und die Bildnisse des Kaisers (später
der divinisierten und regierenden Kaiser): das Heer war seit Augustus
bis auf den letzten Mann dem Kaiser verpflichtet.
Ergebnisse :
Wenn Sie alle Texte, Graphiken
und Bilder mit den Anmerkungen durchgearbeitet haben, so werden Sie feststellen:
Die römische Legion war ein höchst komplexes Gebilde, neben den eigentlichen
Kampftruppen gab es viele Spezialisten; die Kommandostruktur entspricht der Hierarchie
der römischen Gesellschaft. Dauerndes intensives Training garantierte die
Kampfkraft dieser schweren Infanterie.