Um
die Struktur des stehenden Heeres der Kaiserzeit zu verstehen, ist es notwendig,
die Probleme zu kennen, die sich Oktavian (er hiess erst seit 27 v.Chr. Augustus),
dem Sieger der Schlacht von Aktium, stellten. Ein erstes Problem kann in der Zusammensetzung
der spätrepublikanischen Heere gesehen werden. Diese wird aus den sehr genauen
Beschreibungen der Schlacht bei Aktium deutlich, etwa aus jener, die Plutarch
in der Biographie des Antonius gibt.
1. Truppenaufmarsch :
Plutarch, Antonius, Kap. 61
"Als sie gegeneinander rückten, um den Krieg auszufechten,
standen dem Antonius nicht weniger als fünfhundert Kriegsschiffe
zu Gebote, unter ihnen viele zu acht und zehn Ruderreihen, grossartig
und kostbar ausgeschmückt, dazu hunderttausend Mann Fussvolk und
zwölftausend Reiter. Untertänige Könige kämpften
mit : Bolchos von Afrika, Tarkomedos von Oberkilikien, Archelaos von
Kappadokien, Philadelphos von Paphlagonien, Mithridates von Kommagene,
Sadalas von Thrakien. Diese waren persönlich zur Stelle, und Truppen
gesandt hatten Polemon aus Pontos, Malchos aus Arabien und der Jude
Herodes, dazu Amyntas, der König von Lykaonien und Galatien. Auch
vom König der Meder war ein Hilfskontingent gesandt worden. Caesar
(Oktavian) hatte zweihundert Kriegsschiffe, achzigtausend Mann Fussvolk
und Reiter ebensoviele wie die Feinde. Antonius beherrschte alles Land
vom Euphrat und Armenien bis zum Ionischen Meer und Illyrien, Caesar
(Oktavian) von Illyrien ab das Land bis zum Tyrrhenischen Ozean und
wiederum das vom Ozean bis zum Tyrrhenischen und Sizilischen Meer reichende
Gebiet. Von Afrika beherrschte den Italien Gallien und Spanien bis zu
den Säulen des Herakles gegenüberliegenden Teil Caesar (Oktavian),
während der Teil von Kyrene bis Aithiopien Antonius gehörte."
2. Karte des Truppenaufmarsches bei Aktium (2. Sept. 31 v.Chr.)
 |
Mark
Anton : 500 Kriegsschiffe
Oktavian : 200 Kriegsschiffe
Mark Anton : 100’000 Mann Fussvolk
Mark Anton : 12’000 Reiter
Mark Anton : Hilfskontigente befreundeter Fürsten
Oktavian : 80’000 Mann Fussvolk
Oktavian : 12'000 Reiter
J.
Kromayer und G. Veith : Schlachten-Atlas zur antiken Kriegsgeschichte,
Leipzig 1922-1929, Röm. Abt. Blatt 29, Nr. (bearbeitet von
M. Faessler) |
Erläuterungen :
Die Heere der beiden
Seiten bestanden demnach aus römischen Legionen, aus römischen
Bürgern, die ihren Dienst aus politischer Überzeugung und aus
Loyalität gegenüber Oktavian oder gegenüber Mark Anton
leisteten oder die sich für den Militärdienst gemeldet hatten,
um einen materiellen Gewinn daraus zu ziehen und nach der Entlassung mit
Land versorgt zu werden. Einige dienten schon lange, andere wieder wenige
Jahre; die Soldaten waren somit recht unterschiedlich ausgebildet. Zudem
hatten sich viele Klientelkönige mit ihren Hilfsvölkern eingereiht,
die ihre eigenen Waffen und ihre eigene Taktik mitbrachten. Vor allem
Mark Anton verfügte über diese befreundeten Streitkräfte.
Beide Heerführer besassen auch eine grosse Flotte, wobei die Kapitäne
und Matrosen Fremde aus dem griechischen Osten waren (sie bildeten gewissermassen
die heutige Maschinenkraft und die Steuerung der Schiffe), die Soldaten
hingegen waren Legionäre.
Die Schlacht bei Aktium
war eine der grössten Seeschlachten der römischen Geschichte.
Die antiken Autoren (Plutarch in der Lebensbeschreibung des Mark Anton,
vgl. den Text unten) überliefern, dass die Landstreitkräfte
gar nicht in den Kampf verwickelt wurden, sondern sich Oktavian nach der
Entscheidung ergaben.
Ergebnisse :
Nach dem Sieg bei Aktium
und nach der Eroberung Ägyptens (30 v.Chr.) waren nun alle Heere
in der Hand Oktavians. Er verfügte somit über zwei sehr grosse
Heere, beide zusammen viel zu gross und zu kostspielig für den römischen
Staat.
1. Als erstes musste
er demobilisieren, die Soldaten der Bürgerkriegsheere entlassen
und ansiedeln.
2. Gleichzeitig mussten die Bürgerkriegsheere, oft unregelmässig
aufgestellt und nicht immer in strenger Disziplin geschult, abgelöst
und mit neuen Kadern versehen werden, die nur noch Augustus verpflichtet
waren. Stetigkeit und Regelmässigkeit, strenge Disziplin und
hohe Professionalität waren nun gefragt. Wichtig war auch,
dass alle sozialen Kräfte des Reiches im Heer integriert und
auf den Kaiser verpflichtet wurden.
3. Ebenfalls mussten die Finanzfragen endlich gelöst werden:
Sold und Abfindungssummen am Ende des Dienstes sollten geregelt
und die Verteilung der finanziellen Lasten bestimmt werden. |
Bibliographie pour la fiche
M.
Clauss : Kleopatra, München, 2. Aufl. 2000
D. Kienast : Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt, 2.Aufl. 1999
W. Eck : Kaiser Augustus und seine Zeit, München 1998
R.A. Gurval : Actium and Augustus : the Politics and Emotions of Civil
War, Ann Arbor, University of Michigan Press, 1998