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Ein neues Adelskonzept in De divitiis
Über den Verfasser von div.
Über
die Identität des Verfassers ist sich die Forschung nicht einig.
Als gesicherte biographische Daten können gelten, dass er zu
Beginn des 5. Jahrhunderts lebte, Vater einer unverheirateten Tochter
und vermutlich Witwer war. Während er seine Tochter einem parens
anvertraute, unternahm er eine Pilgerreise mit Ziel Orient, machte
jedoch während eines Zwischenhaltes auf Sizilien, veranlasst
durch eine femina clarissima, auf die er dort traf, eine
Bekehrung (conversio) vom Durchschnittschristentum zu einem
streng asketisch definierten Leben als wahrer Christ (verus christianus)
durch. Vor allem aus honorificentia tua, einem weiteren Schreiben
desselben Verfassers, geht hervor, dass nicht nur die Adressaten seiner
Schriften, sondern auch der Verfasser selbst im Milieu der römischen
nobilitas angesiedelt werden können.
Der Herkunftsort des Verfassers wird in dessen Schriften nirgends
explizit erwähnt, kann jedoch - wie von Nuvolone erstmals vorgeschlagen
und von Kessler bestätigt - als Rom angenommen werden. Auch die
versierte Rhetorik kann als Indiz dafür gelten, dass der Verfasser
von div. bis zur höchsten Stufe römischer Bildung
vorgedrungen ist. Mit Rom als Herkunfts- und Wirkungsort liesse sich
der Verfasser auch nahtlos in die Reihe von Lehrern und Exhortatoren
einordnen, die im Ausgang des 4. bis Anfang des 5. Jahrhunderts in
der Manier eines Pelagius im Dienste und unter dem Schutz von einflussreichen
Senatorenfamilien in Rom standen.
Der in der Form einer Diatribe verfasste Text war vermutlich für
eine weitere Verbreitung bestimmt und sollte die Leser in exhortatorischer
Manier zu einem enthusiastischen Akt der Aufgabe jeglichen Reichtums
provozieren. Mit Scheindialogen und fiktiven Einwänden lässt
der Verfasser dabei die noch grösstenteils traditionellen ständischen
Werten verpflichtete Denkweise der römischen nobilitas
durchblicken.