
Leider
geben uns nur wenige Zeugnisse Einblick, wie sich eine Hinwendung
zum Christentum innerhalb eines traditionellen Senatorengeschlechts
abgespielt hat, und was sich, von der heidnischen zur christlichen
Generation, geändert hat. Mit Junius Bassus Theotecnius (Junius
Bassus T.), dem Sohn des Junius Bassus, den wir bereits behandelten,
liegt ein Beispiel aus der Mitte des 4. Jahrhunderts vor, das diesen
Wechsel beleuchtet.
Die Liebe zur Kunst und Üppigkeit hat Junius Bassus von seinem
Vater übernommen, nur wurden diese nun teilweise mit neuem Inhalt
gefüllt. Von seinem Leben vor seiner Taufe wissen wir nicht viel,
und was wir wissen, unterscheidet ihn nur wenig von seinem Vater:
Er durchlief eine erfolgreiche Ämterkarriere, bekleidete im Jahr
359 die Stadtpräfektur und hätte vielleicht auch das begehrte
ordentliche Konsulat erreicht, wäre er nicht im Amt als Stadtpräfekt
gestorben. Seine Grabinschrift listet, wie es für Christen zunehmend
üblich wurde, nicht sämtliche seiner Ämter auf, sondern
nur die drei wichtigsten Stationen:
v.c., comiti ordinis primi, vicario urbis Romae, praefecto urbi
iudici sacrarum cognitionum.
Bezeichnend ist der Titel des
comes, der entweder eine Beamtenstelle
am Hof oder eine persönliche Auszeichnung des Kaisers bezeichnet.
Diese – für Senatoren nicht selbstverständliche –
Nähe zum christlichen Kaiserhof könnte denn auch die entscheidenden
Impulse für seine Zuwendung zum Christentum geliefert haben,
die sich in den Darstellungen seines prächtigen Sarkophags (siehe
Bilder) deutlich widerspiegelt. Gleichzeitig gehörte Junius Bassus
im römischen Senat als Christ einer Minderheit an und übte
entsprechend Zurückhaltung: Die Überschrift seines Sarkophags
nennt ihn
neofitus und bekundet damit, dass er den Akt der
Taufe erst kurz vor seinem Ableben vollzogen hat. Mit seiner späten
Taufe folgte er einer gängigen Praxis christlicher Amtsträger
des 4. Jahrhunderts, denn das Sakrament der Taufe wurde buchstäblich
als Eintauchen in ein neues, möglichst sündenfreies Leben
verstanden und schien deshalb vielen mit dem traditionellen
cursus
honorum nicht vereinbar. Selbst Konstantin liess sich erst auf
seinem Totenbett taufen, um sein neues Leben nicht etwa mit Todsünden
zu besudeln.
Wie sich noch zeigen wird, schätzte Junius Bassus die Unvereinbarkeit
von Ämterkarriere und einem hingebungsvollen Christenleben richtig
ein, denn selbst fünfzig Jahre später, als auch die Mehrheit
der alten Adelsgeschlechter Roms längst zum Christentum übergetreten
war, stiessen Adlige wie Pammachius oder Pinian mit dem Entschluss,
bereits in jungen Jahren das christliche Ideal radikal umzusetzen,
den Senat völlig vor den Kopf.