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Heidnischer und christlicher Senatsadel in spätrömischer Zeit >
Der christliche Senatsadel
Melania die Jüngere
Mit
Melania der Jüngeren begegnet uns eine Person, welche die asketischen
Forderungen, denen wir bei Hieronymus und in der Schrift De divitiis
begegnet sind, gemeinsam mit ihrem Mann Pinian umgesetzt – wenn
nicht sogar übertroffen – hatte.
Über
ihr Leben sind wir vor allem dank der vor gut hundert Jahren wiederentdeckten
Vita Melaniae, verfasst von einem Priester namens Gerontius,
erstaunlich gut unterrichtet. Bereits in jungen Jahren begannen Melania
und ihr Mann Pinian, sich den christlich-asketischen Idealen der Keuschheit
und Armut zu verpflichten. Die Widerstände, die sich ihnen dabei
in den Weg stellten, waren nicht gering, denn als Erben eines der
grössten Vermögen der damaligen Zeit hatten die beiden traditionsgemäss
bestimmte Erwartungen und Pflichten zu erfüllen. Überdies
entstammte die Multimilliardärin Melania zwei der angesehensten
Familien Roms, den Caeionii und den Valerii, und
hatte als Alleinerbin besondere Verpflichtungen.
Grossem sozialen
Druck ausgesetzt war ihr Mann Pinian. Erstens entfernte er sich von
den Fussstapfen seiner Vorfahren, die, soweit bekannt, alle mindestens
das Amt des Stadtpräfekten erreichten. Zweitens war es offensichtlich,
dass er und seine Frau Melania durch ihren Besitzverkauf einen zentralen
Bestandteil ihrer ständischen Lebensgrundlage aufgaben und dementsprechend
ihre Zugehörigkeit zum Senatsadel unterminierten. Da es Personen
senatorischen Ranges untersagt war, ihren sozialen Stand zu verlassen,
begaben sie sich somit auch aus dem Bereich der Legitimität.
Gleichzeitig schuf die konsequent asketische Lebensweise neue Zugänge
zu Einfluss und Macht und verlieh vor allem Melania ein Ansehen, das
sie weit über andere Adelsfamilien hinaushob. Zwar verstand sich
Melania auch nach der Veräusserung ihres Reichtums noch immer
als Senatsadlige, auch spielte die adelige Identität von Melania
eine wichtige Rolle für ihren Erfolg. Ob jedoch nach den einschneidenden
Veränderungen, welche die neue Lebensweise mit sich brachte,
noch von einer erweiterten Form senatsadliger Existenz gesprochen
werden kann, ist zu bezweifeln.
Grundsätzlich
lassen sich die in diesem Modul betrachteten spätrömischen
Senatsadligen in drei Kategorien einteilen: eine traditionell-heidnische,
eine traditionell-christliche und eine christlich-asketisch ausgerichtete
Nobilität.
Bibliographie
Quellentexte zu Melania
• Historia Lausiaca: die
frühen Heiligen in der Wüste, hrsg. u. übers.
v. Jacques Laager, Zürich 1987.
• Gerontius, Das Leben der heiligen Melania, Bibliothek
der Kirchenväter, Bd. 5, Kempten - München 1912.