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Heidnischer und christlicher Senatsadel in spätrömischer Zeit >
Der heidnisch-traditionelle Senatsadel
Vettius Agorius Praetextatus
Mit
Praetextatus (320-384) betrachten wir einen der bedeutendsten Senatoren
seiner Zeit. Selbst in der kaiserlichen Administration genoss er hohes
Ansehen, so dass der Hof nach seinem Ableben Abschriften sämtlicher
im Senat und vor dem Volk gehaltenen Reden forderte. Als besondere
Ehre wurde ihm eine Memorialstatue auf dem Forum Romanum, einem noch
immer wichtigen Ort öffentlicher Repräsentation in der Spätantike,
aufgestellt, was nur wenigen Senatoren vergönnt war. Zusammen
mit Symmachus und Nicomachus Flavianus gehörte Praetextatus zur
altgläubigen Opposition im stadtrömischen Senat.
Zur Zeit des Praetextatus war es trotz der christlichen Kaiser nicht
unbedingt ein Nachteil, der alten Religion anzugehören, denn
gerade in Gebieten, wo es zu grösseren Kontroversen unter den
Christen kam, weil man sich in Fragen der christlichen Lehre nicht
einig war, wurden bei der Ämtervergabe möglichst neutrale
Kandidaten bevorzugt. Praetextatus erschien so als Vorzugskandidat
für die Stadtpräfektur Roms, als es einen heftigen Streit
um den Bischofssitz zwischen Damasus und Ursinus zu schlichten galt.
Wie Ammian berichtete, verwies er darauf Ursinus aus der Stadt und
"brachte die Unruhe zum Schweigen (…). Damit wuchs der Ruhm
des hervorragenden Staatsmannes".
Es stellt sich nun die Frage, welche Merkmale Praetextatus als äusserst
erfolgreichen Senatsadligen auszeichneten. Aufschlussreich sind einerseits
die Inschriften seines Grabaltars (siehe Bild), welche ausführlich
über seine Ämterkarriere, seine religiösen Funktionen,
seine Tugenden und auch sein Privatleben Auskunft geben. Ausserdem
ist er verschiedentlich bei Ammian erwähnt, und zwar ausschliesslich
positiv. Das grösste Tugendlob wird ihm posthum von Symmachus
ausgestellt, als dieser sich in einem Schreiben an den Kaiser für
eine Ehrenstatue für Praetextatus einsetzte.