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Heidnischer und christlicher Senatsadel in spätrömischer Zeit >
Der Senatsadel Roms und seine Besonderheiten
Patrimonium und domus
Patrimonium,
domus und standesgemässer Lebensstil waren voneinander abhängige
Faktoren: Ohne Besitz und Haus kein vornehmer Lebensstandard eines
Senators. Ein adliger Senator finanzierte sich aus dem Familienvermögen
und vor allem aus den Erträgen, die er aus seinem regional weit
gestreuten Grundbesitz erwirtschaftete. Dementsprechend bemass sich
auch die senatorische Steuer am Landbesitz (gleba). Neben
der gleba gab es noch weitere finanzielle Auflagen, die an
den senatorischen Status gebunden waren. Eine Hauptpflicht der senatorischen
Einstiegsämter bildete die Finanzierung von Spielen. Die Ausgaben
dafür variierten beträchtlich und stellten ein beliebtes
Vehikel für die Zurschaustellung von Status und Reichtum dar.
Das patrimonium hatte nicht nur eine für den Senatsadel
konstituierende Funktion, sondern wurde auch als Behelf im innerständischen
Wettbewerb eingesetzt. Der grosszügige Umgang mit Besitz war
sowohl für das Knüpfen und Erhalten von Patronatsbeziehungen
wie auch für das Ansehen bei der Stadtbevölkerung ein wichtiges
Instrument. Ein, wie es Brown nennt, "continuous stream of gifts"
(1992, S. 82) in der Form von Geldspenden, Nahrungsmitteldistribution
und Stiftungen von Bauten wurde als Merkmal guter Nobilität betrachtet.
Dieser Euergetismus liess sich später mühelos in eine christliche
caritas umgiessen und erlebte so eine gewisse Kontinuität.
Eine Angelegenheit, die mit der voranschreitenden Christianisierung
der Oberschichten weit mehr Staub aufwarf, war die Frage, ob und inwiefern
Reichtum und christliche Lebensführung überhaupt zu vereinbaren
waren. Im ausgehenden 4. Jahrhundert begannen in Rom verschiedene
Lehrer und Mentoren mit strengen asketischen Forderungen Einfluss
auf die christianisierte Nobilität auszuüben, so dass Reichtumsverzicht,
als eine Spielart der christlichen Askese, zunehmend Bewunderung fand
und bis hinauf in Kreise des römischen Senatsadels als neue Form
von Macht und Ansehen gelebt wurde.
Neben Vermögen und Landbesitz gehörte zum patrimonium
auch eine entsprechende domus, ein Haus als zentraler Lebensbereich
der adligen familia. Es war üblich, als Senator nebst
den villae auf dem Land über ein Haus (oder mehrere
Häuser) möglichst in der Hauptstadt Rom zu verfügen.
Bibliographie
Zum Reichtum und Besitz der Senatoren
• Jones A.H.M., The Later Roman Empire
284-602. A Social and Administrative Survey, Oxford 1964, S.
554-557.