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Heidnischer und christlicher Senatsadel in spätrömischer Zeit >
Der Senatsadel Roms und seine Besonderheiten
Dignitas et honor
Dignitas
et honor, Stellung in der Rangordnung des politischen Systems
und damit korrelierendes gesellschaftliches Ansehen, waren in ihrer
wechselseitigen Beziehung wichtige Faktoren, die den Senatsadel als
ersten Stand etablierten. Grundsätzlich konnte der Herrscher
dignitas et honor aufgrund von Leistung (meritum),
das heisst aufgrund "der erwünschten Funktionserfüllung"
eines Magistraten, vergeben und dabei die dignitas senatoria
verleihen.
Im wesentlichen kristallisierten sich drei unterschiedliche Ämterlaufbahnen
heraus, welche allesamt in den Senatorenstand mündeten. Erstens
gab es einen zivilen senatorischen cursus honorum, eine vor
allem von Personen nobler Herkunft gewählte Laufbahn. Nach den
Einstiegsämtern – der Quästur und der Prätur
– bestand die Möglichkeit, die Stadtpräfektur, die
Prätorianerpräfektur und von da aus das ordentliche Konsulat
als höchste Rangstufe zu erreichen. Eine zweite Aufstiegsmöglichkeit
ergab sich durch eine administrative Karriere mit Spitzenfunktionen
am Kaiserhof, und drittens war es möglich, in der Armee durch
das Erlangen eines hohen Offiziersranges zu senatorischer Würde
zu kommen.
Den einzelnen Ämtern wurden verschiedene senatorische Rangtitel
zugeordnet. Es entstand somit eine innerständische Hierarchie,
die sich in die drei Ränge der clarissimi, spectabiles
und illustres unterteilte. Für eine erfolgreiche Ämterkarriere
spielten Unterstützung und Empfehlung einflussreicher Persönlichkeiten
eine entscheidende Rolle. Diese Art von Patronage erwies sich als
einträgliche Einnahmequelle und fand unter anderem in den zahlreichen
Gesetzen gegen Korruption und Ämterkauf ihren unrühmlichen
Niederschlag.
Als zusätzliche Ämterlaufbahn könnte noch die religiöse
Karriere angeführt werden. Die paganen Priesterämter wurden
in der Regel eher als Ergänzung zur politischen Laufbahn betrachtet.
Weltliche und kirchliche Laufbahn schlossen sich aus. Bereits gegen
Ende des vierten Jahrhunderts genoss das Bischofsamt beträchtliches
Ansehen; als gleichwertige Alternative zur senatorischen Laufbahn
galt es jedoch erst ein halbes Jahrhundert später.
Bibliographie
Literatur zur Ämterkarriere des Senatsadels
• Jones A.H.M., The Later Roman Empire
284-602. A Social and Administrative Survey, Oxford 1964, S.
391ff und 525-530.
• Loehken H., Ordines dignitatum. Untersuchungen
zur formalin Konstituierung der spätantiken Führungsschicht,
(Kölner historische Abhandlungen) Köln/Wien 1982.