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Heidnischer und christlicher Senatsadel in spätrömischer Zeit >
Der Senatsadel Roms und seine Besonderheiten
Das Merkmal der Geburt und Herkunft
Geburt
und familiäre Herkunft war für die Konstitution der nobilitas
als Adelsstand wichtig. Adel konnte durch die Geburt ererbt werden,
wobei auch weitere Kriterien eine Rolle spielten. Die vornehme Abstammung
begründete Ansprüche auf Privilegien, die mit diesem sozialen
Status verbunden waren. Im Gegensatz zu einem sozialen Aufsteiger
musste die dignitas senatoria von einem gebürtigen Senatoren
nicht neu verdient werden, Vorrechte und Prestige innerhalb des ersten
Standes waren ihm sicher.
Mit einer
noblen Abstammung ererbte man im Prinzip nicht nur den Rang eines
clarissimus, sondern oft auch die Mittel, um senatorisches
Leben und Karriere zu bestreiten, nämlich eine materielle Basis
in Form von Land, Klientelbeziehungen sowie familiäre und freundschaftliche
Verbindungen. Gleichzeitig auferlegte die Geburt in eine vornehme
Familie jedoch die Pflicht, sich an den ständischen Verhaltensnormen
zu orientieren. Im Adelslob ist die Anerkennung, das Ansehen der Familie
vermehrt oder die Leistungen der Vorfahren übertroffen zu haben,
ein immer wieder anzutreffendes Element. Umgekehrt wurde unwürdiges
Verhalten kritisiert.
Auch im christlichen
Senatsadel spielte das Merkmal der Geburt eine wichtige Rolle. Der
adlige Herkunftsstolz blieb manchmal unvermindert, und dementsprechend
wurde das Lob der noblen Herkunft von Lehrern und Mentoren wie Hieronymus
rhetorisch geschickt eingesetzt, um weitere Aristokratinnen und Aristokraten
zur Nachahmung berühmter aus dem Adel kommenden Asketinnen und
Asketen zu bewegen. Wie wir noch sehen werden, berief sich selbst
Melania, die sich gänzlich einem asketischen Leben verpflichtete,
auf ihre vornehme Herkunft, wenn es galt, etwas durchzusetzen.
Bibliographie
Literatur zum Prinzip der Geburt
• Näf Beat, Senatorisches Standesbewusstsein
in spätrömischer Zeit, Freiburg 1995, S. 278ff.
• Salzmann Michel Renee, The Making of
a Christian Aristocracy. Social and Religious Change in the Western
Roman Empire, Cambridge (MA) 2002, S. 70f.
• Schlinkert Dirk, Ordo Senatorius und
Nobilitas. Die Konstitution des Senatsadels in der Spätantike,
Stuttgart 1996, S. 177ff.